Die Villa Menotti ist nach ihrer früheren Besitzerin, Paula Menotti (geb. Heuberger 1863-1939) benannt. Die gebürtige Grazerin war eine der bekanntesten und gefeiertsten Wiener Chansonetten und eine temperamentvolle, äußerst attraktive Tänzerin, die mit den für die geschriebenen Schlagerliedern „Gigerlkönigin“, „Ich bin eine Witwe“, „The Whistlin‘ Coon“ (wurde von ihr auch gepfiffen) im In- und Ausland Furore machte. In frühester Jugend soll sie Primaballerina im Ballett von St. Petersburg gewesen sein. Nachgewiesen ist in späterer Zeit ein Aufenthalt in Moskau, wo sie als deutsch-russische Couplet-Sängerin im Salonvarieté gastierte.
Eine Unzahl von Verehrern soll sich um die Schöne bemüht haben, darunter russische Aristokraten, die ihr viele kostbare Geschenke gemacht haben. Mit ihren Auftritten in ganz Europa verdiente sie ein Vermögen. In Baden wird die Geschichte erzählt, dass die Künstlerin in Russland von einem Grafen beschworen wurde, eine Liebesnacht mit ihm zu verbringen. Er wolle sich dann am Morgen erschießen und zuvor Sorge tragen, dass ihr sein Vermögen zukommt. Gesagt, getan …
Nach der Liebesnacht erschoss sich der Gute und Paula Menotti konnte sich ihre herrliche Villa in Baden bauen lassen …
Sie erwarb ein schönes Haus mit großem Garten am Franzensring 13. Besitzer war der ehemalige Generaldirektor der Dynamit-Nobel AG Isidor Trauzl. Seine Gattin Melitta war 1904 in diesem Haus verstorben.
Das Haus am Kaiser Franz-Ring wurde abgerissen und der Darmstädter Architekt Karl Kähler errichtete für Paula Menotti eine glanzvolle Villa mit 26 Zimmern, die im August 1912 bezugsfertig war. Alles war auf dem neuesten technischen Stand. Badezimmer, elektrisches Licht, Zentralheizung, Einbauschränke, hohe Spiegel, kostbare Kristallluster. Die feinen Stuckaturen wurden vom Badener Meister Johann Vock angefertigt. Umgeben von dem parkähnlichen Garten, an dessen oberen Ende ein schönes Glashaus stand, stellte diese luxuriöse Villa einen absoluten Star unter den Neubauten dar, übrigens der letzte große Villenbau in Baden.
Im Giebel kann man ein üppiges Relief der schönen Paula bewundern.
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